Was für ein großartiges vorweihnachtliches Konzert am dritten Advent als musikalischer Höhepunkt des Jahres, das Stadtmusikdirektor Rudolf Barth mit seiner Geisinger Stadtmusik am späten Sonntagnachmittag im fast vollbesetzten Hans-Sorg-Saal der Stadthalle gegeben hat. Es war die exzellente Idee Barths, den amerikanischen Komponisten James Barnes in der ganzen Vielfalt seines musikalischen Werkes vorzustellen, das für die moderne, sinfonisch bestimmte Blasmusik vorbildhaft und für alle Blasorchester nicht mehr wegzudenken ist. Schon die einleitende „Symphonic Overture“ zeigt exemplarisch das Besondere der Musik von Barnes: Großartige Soli einzelner Instrumente oder kleiner Gruppen wechseln ab mit dem mächtigen, kraftvollen und wohltönenden Gesamtklang. Die Klarinette, die Tuba sorgen für solistische Kabinettstückchen, einzigartig das hinreißende Duett von Harfe und Saxophon. In der gewichtigen „Sixth Symphony“ zeigt sich der unverwechselbare James Barnes, hier entfaltet sich die Musik in ihrem ganzen dramatischen Ausmaß: die drei Sätze, Andante, Adagio und Allegro, alle in g-Moll, reichen von der getragenen, nachdenklichen Stimmung, von den aufhellenden Momenten bis hin zum furiosen, dramatischen Schluss, in dem wahrlich alle Register gezogen werden. Die Saxophone können ihren leicht klagenden Ton anstimmen, die Oboe und die Klarinette heben sich durch ihre besonderen Klangfarben hervor, selbst die Tuba darf sich besonders entfalten.
Im zweiten Satz gelingt ein schönes und Interessantes Experiment. Über Video kann man den Dirigenten Barth bei seiner Arbeit' aus der Sicht des Orchesters bewundern, wie er seine Musiker mit Augen, Mimik und Körperhaltung leitet, lenkt und befeuert. Für alle wurde deutlich, worin die besondere Ausstrahlung Barths auf das Orchester besteht und wie er die Stadtmusik zum Spitzenblasorchester der gesamten Region geformt hat.
Leichter, aber nicht anspruchsloser ist dann der zweite Teil. Die Stadtmusik spielte zauberhaft, und die hohen Qualitäten des Orchesters werden für alle hörbar. Alle Register sind sehr gut besetzt, vor allem auch gut aufeinander abgestimmt. So machen sie das schwungvolle und fröhliche Stück „The Silver Gazebo“ zum heiteren Zirkusmarsch. James Barnes als brillanter Arrangeur: George Gershwins unsterbliche Oper „Porgy and Bess“ wird zum Drama pur in der Form einer glänzenden Ouvertüre, in der wiederum herrliche Soli mit den vollen Tuttis abwechseln. „Etwas ganz Verrücktes“ bot dann Barth zum fantastischen Finale mit der „Danza Sinfonica“, in dem sich Barnes auf unnachahmliche Weise von der spanischen Musik beeinflusst zeigt.
In den beiden Zugaben, „Mojaves Claves“ und dem Marsch „Golden Comrades“ – hörbar beeinflusst von den „Alten Kameraden“, Barnes' deutschen Lieblingsmarsch – blitzte noch einmal das große Können der Geisinger Stadtmusik auf, in der jeder sich solistisch entfalten kann und wo alle sich zum großen und harmonischen Ensemble zusammenfinden.
Der enthusiastische Beifall des Publikums für Rudolf Barth und seine Stadtmusik wollte am Ende nicht aufhören.
James Charles Barnes wurde am 9. September 1949 in Hobart (Oklahoma/USA) geboren. Seit 1977 ist er Dozent für Instrumentation und Komposition an der Universität von Kansas/USA. Beim Konzert der Stadtmusik Geisingen glänzte als Solistin (Symphonic Overture) Marianne Kopp mit der Harfe. Annika Tritschler und Elena Tritschler wurden für den Erwerb des Goldenen Leistungsabzeichens herausgestellt. (hofi)
Eine besondere Ehrung
konnte der Präsident des Blasmusikverbandes Schwarzwald-Baar, Heinrich Glunz beim Jahreskonzert der Stadtmusik Geisingen vornehmen. Fritz Weber musiziert seit 60 Jahren aktiv in der Stadtmusik.
Der geschäftsführende Vorsitzende der Stadtmusik, Tobias Buss, überreichte Fritz Weber anlässlich seines seltenen Musikerjubiläums ein besonderes Präsent in Form eines geschnitzten Tubisten als
Duplikat, und spendete dem Jubilar viel Lob. Wenn eine Kapelle so erfolgreich sei wie die Stadtmusik, so Tobias Buss, brauche es nicht nur einen hervorragenden Dirigenten sondern auch engagierte
Musiker. Fritz Weber spielt seit 1955 die Tuba in der Stadtmusik. Er sei ein Vorbild, als Musiker, beim Probenbesuch und als Kamerad. Fritz sage nie nein, betonte Buss. Bei den vielen
Arbeitseinsätzen bei Festen, hier insbesondere beim Straßenfest sei Fritz Weber der erste und letzte, zudem dürfe die Stadtmusik sein in der Nähe der Festlaube befindliches Haus in Beschlag
nehmen. Auch Rosmarie Weber lebt für die Stadtmusik und unterstützt nicht nur ihren Ehemann, sondern auch die Kapelle. 60 Jahre Beständigkeit und Verantwortungsbewusstsein sind nicht mehr
selbstverständlich in einer Zeit in der viele Vereine ums Überleben kämpfen und viele Mitglieder austreten. Weber ist außerdem bis heute als Ausbilder tätig. Die Musiker spielten ihrem Jubilar
den Marsch, den die Kapelle 1955 bei der Einweihung der damaligen neuen Uniform spielte, der aber auch auf den Jubilar passt „Alte Kameraden“. Viel Lob für die Stadtmusik Geisingen aber auch für
den Jubilar hatte Verbandspräsident Heinrich Glunz parat. Die Stadtmusik spiele nicht nur Musik, sondern sie zelebriert sie und sei in besten Händen. „Stadtmusik und Jugendblasorchester sind
Vorzeigeorchester des Verbands“, so Glunz. Für Fritz Weber ist die Stadtmusik ein Stück Lebenselixier, er ist ein Phänomen. Er spielt noch begeistert im Seniorenorchester mit. Er erhielt für sein
langjähriges Engagement die Ehrennadel in Gold mit Diamant.
Ganz im Zeichen der erfolgreichen Teilnahme am internationalen Musikwettbewerb in Riva del Garda stand das diesjährige Frühjahrskonzert der Stadtkapelle Geisingen. Zusammen mit dem Jugendblasorchester bot sie im Hans Sorg-Saal der neuen Stadthalle ein abwechslungsreiches Programm, das die begeisterten Zuhörer ins Reich der Sagen, Märchen und Fabelwesen entführte.
„Blasmusik, die nicht dargeboten, sondern zelebriert wird, ein wahrer Hörgenuss“, schwärmte Heinrich Glunz, Präsident des Blasmusikverbandes. Und damit meinte er nicht nur die Stadtkapelle sondern auch die Jugendkapelle. Und die stand mit 45 Musikern auf der Bühne, in der Mehrzahl Mädchen. Eine Bestätigung für die Jugendarbeit, die in den letzten Jahren mit der Gründung einer Bläserschule intensiviert wurde. Die Jugendkapelle hat ein Niveau, dass Talente problemlos in die Hauptkapelle wechseln können wie die Trompeterin Jessica Hilpert.
Mit dem Stück „Rapunzel“ begann ein Konzert, das so lebendig und abwechslungsreich war, dass es bei manchem Zuhörer Bilder assoziierte. Während Franziska Schmidt als Märchenerzählerin vorlas, vollzog die Kapelle den Inhalt Stück für Stück nach, erzeugte dramatische und düstere Stimmungen, Hoffnung und schließlich ein fröhliches Happy End. Ähnlich verhielt es sich mit „Cartoon Capers“. Man könne sich seinen eigenen Film machen, kommentierte Stadtmusikdirektor Rudolf Barth. Extrem schwierig war das Stück „Shrek Dance Party, das sich aus 12 Titeln aus den siebziger Jahren mit dem Leitthema „YMCA“ zusammensetzt. Hier sind ständiges Umdenken und Tempowechsel gefragt. Das Geisinger Publikum wusste dies mit einem Riesenapplaus zu würdigen.
Nach dem Ehrenmarsch für Fritz Weber begann das Hauptprogramm mit „Rise Of The Firebird“, gefolgt von der düsteren Ouvertüre zu „Hänsel und Gretel“, erneut eröffnet durch eine Märchenvorlesung. Absoluter Höhepunkt war „Der Dämon“ von Paul Huber, ein „Meisterstück der Symphonischen Blasmusik“, so Stadtmusikdirektor Rudolf Barth, der dem Publikum im Vorfeld die Bedeutung aller Passagen erklärte. Wie ein Kapitän sein Schiff, steuerte er dann sein Orchester durch alle Herausforderungen des schwierigen Stücks und strahlte dabei eine unendliche Ruhe und Souveränität aus, wurde eins mit seinen Musikern. Mit dem abwechslungsreichen „Second Suite For Band“ schloss dann das offizielle Programm, das kurzfristig geändert wurde. Statt dem düsteren „Goddess Of Fire“, er wolle einen fröhlichen Schlusspunkt setzen, meinte Barth, und dann feiern, den dritten Platz von Riva. Er zeigte stolz den Pokal, animierte seine Musiker, sich feiern zulassen, Das Publikum dankte mit stehendem Applaus, dem Lohn für die Musiker.
Die Stadt Geisingen ist in den letzten Jahren zu einer Hochburg der Blasmusik geworden. Mit den Stadtteilen hat sie circa 6000 Einwohner, darauf kommen 350 aktive Musiker in 6 Blasmusik-Kapellen. Die Stadtmusik wird von der Stadt getragen. Vorstand ist Bürgermeister Walter Hengstler. Das Amt des geschäftsführenden Vorsitzenden bekleidet Tobias Buss. Hauptamtlicher Stadtmusikdirektor ist seit 1999 der Schweizer Rudolf Barth. Seit 1991 gibt es ein Jugendblasorchester. 2002 wurde eine Bläserschule gegründet, die Kinder und Jugendliche aus allen in der Raumschaft beherbergten Blasmusikorchestern ausbildet. Die Bläserschule ist ein eingetragener Verein, die Lehrkräfte setzen sich aus Profis und Ehrenamtlichen zusammen.
Was für ein Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 1250-jährigen Stadtjubiläum mit der Sinfonia Festiva mit integriertem Feuerwerk auf dem Arena Gelände am Samstagabend.
Komponist und Dirigent Rudolf Barth mit seiner Stadtmusik, Feuerwerker Thomas Obeth mit seiner Mannschaft und auch Bürgermeister Walter Hengstler konnten höchst zufrieden sein mit dem großen und
umjubelten Erfolg dieses Events.
Doch was dann in einer guten Stunde auf dem Arena Gelände abging, war einfach sensationell. Dank einer sehr guten Beschallungstechnik entwickelte sich die Sinfonie zu einer ganz anderen Musik als bei der ersten Uraufführung auf dem Wartenberg: Die Ouvertüre kam festlich und recht majestätisch daher, man erlebte hautnah das dramatische Ende der alten Halle mit dem etwas diabolisch verfremdeten Narrenmarsch und auch den Neubeginn mit dem triumphierenden „Gruß an die Baar“ mit. Der zweite Satz „Wartenberg“ mit der sagenhaften Geschichte vom Gutmadinger Brautraub, vom Boot aus phantastisch erzählt von Georg Maier, brachte, engagiert und sehr differenziert gespielt von den Könnern der Stadtmusik, entpuppte sich als musikalische Kostbarkeit mit einer einzigartigen Mischung aus Festtagsstimmung, feierlichen Klängen, dramatischer Zuspitzung beim gewaltsamen Brautraub, dem Aufruhr der Bauern und Zerstörung der Burg mit dem traurigen Nachklang.
Das der Arena gewidmete Scherzo carnevale entpuppte sich als ein rondohaft aufgebautes Fasnetsstück mit den traditionellen Fasnetmärschen mit immer neuen rhythmischen und verfremdeten Varianten, fröhlich beschwingt gespielt von den gut aufgelegten und mit einer tollen Spielfreude ausgestatteten Geisinger Musikern.
Ein lauter Knalleffekt leitete dann über in den Höhepunkt der multimedialen Show, den nun begann das einzigartige Feuerwerk, das das Publikum faszinierte: eine grandiose Sinfonie aus Licht, Donner und Farbenglanz in rot, grün, gelb und weiß entfaltete ihren Zauber über dem Baaremer Nachthimmel. Die darauf folgende musikalische Besinnungsphase mit sehr feinen und zarten Klängen ging dann dem finalen Allegro con fuoco voraus. Es entwickelte sich eine rassige Musik, unterstützt von den Lichteffekten mit Flammen und Dampfwolken, gezündet im Rhythmus der Musik, aber auch synchron mit dem weitergehenden Feuerwerk.
Hier zeigte sich auf begeisternde Art und Weise, wie Thomas Obeth ganz im Einklang mit der Musik eine ihm eigene Komposition geschaffen hat. Den begeisterten Besuchern, die mit Beifall nicht geizten, dürfte bei der rein konzertanten „Ur“-Aufführung im Dezember dieses Feuerwerk gewiss nicht aus dem Sinn kommen.
Ausführende sind die Musiker der Stadtmusik Geisingen unter der Leitung von Stadtmusikdirektor Rudolf Barth. Verantwortlich für die Beschallung, Licht und Pyrotechnik ist Thomas Obeth, Projektbüro Geisingen. Über 2500 Feuerwerksbomben wurden in den Himmel geschossen, 1000 Meter Zündschnüre wurden verlegt. Die Bewirtung übernahm das Arena Team. Zur Einweihung der Hans Sorg-Halle am 27. September erklingt die Ouvertüre der „Sinfonia Festiva“. Die Konzerttante Aufführung ist am Samstag, 13. Dezember. (hofi)
Es war ein glanzvolles musikalisches Ereignis am Samstagabend auf dem Wartenberg: die Uraufführung der „Sinfonia Festiva“ von Rudolf Barth, dem Geisinger Stadtmusikdirektor und Dirigenten der Stadtmusik. Die Rahmenbedingungen waren mehr als förderlich für den Erfolg dieser Uraufführung des von der Stadt Geisingen in Auftrag gegebenen Werks als künstlerischen Höhepunkt der 1250-Jahr-Feier der Stadt. Das Sonnwendfeuer, veranstaltet von der Trachtengruppe des Schwarzwaldvereins Geisingen, die feierliche und andächtige Stimmung angesichts der Segnung des Feuers durch Pfarrer Adolf Buhl, das intensive Erleben der Mitsommernacht nach einem eindrücklichen Sonnenuntergang und der beständige Blick auf den grandiosen Ausblick nach Westen auf das Donautal schufen eine unnachahmliche Atmosphäre, die das Hören einer großen Musik spürbar beeinflusste.
Für den Schweizer Komponisten muss es gleichermaßen ein Erlebnis gewesen sein, wenn er sein Werk zum ersten Mal unter diesen Konzertbedingungen erleben durfte, war es doch Ausdruck einer doppelten Liebeserklärung an die Stadt, die seine musikalische Heimat wurde, und an seine Musiker der Stadtmusik, eine Empathie, die hör- und spürbar wurde, auch wenn Dirigent und Orchester im Dunkel der Sommernacht anders als auf dem Konzertpodium agierten. Die zahlreichen Zuhörer, die sich trotz des WM-Fußballspiels nicht vom Gang auf den Wartenberg abhalten ließen, konnten sich dem Zauber der fast kammermusikalischen Musik nicht entziehen, die sowohl in ihren idyllischen, feinen und ruhigen, den fröhlichen, heiteren, aber auch den höchst dramatischen Passagen immer wieder von der räumlichen Umgebung beeinflusst waren.
Dies gilt für die Ouvertüre mit den turbulenten Szenen des Abbruchs der alten Halle sowie die festliche Stimmung angesichts der Weihe des neuen Hauses, für das sehr lebendige und quirlige Scherzo, in dem das Orchester seine ganze Spielfreude ausleben konnte – man spürte hier am deutlichsten, dass der Komponist sich seine Musik unter italienischen Himmel ausdachte -, und das finale „Allegro con fuoco“, das auf dem Wartenberg eher durch seine feine, stille und rhythmisch sehr anspruchsvolle Gestaltung überzeugte. Man darf auf das wahre Feuerwerk im Arena Gelände bei der zweiten Aufführung gespannt sein.
Besonders gefangen nahm natürlich der zweite Satz „Wartenberg“, in dem man das höchst dramatische Geschehen um den „Brautraub zu Gutmadingen“ mit der letztlichen Zerstörung des Schlosses musikalisch miterleben konnte: Polkaklänge, revolutionäre Töne mit allerlei Dissonanzen der Marseillaise und des Badnerlieds waren Perlen in dem Konzertgeschehen. Höchstes Lob und Anerkennung gebührt dem Komponisten Rudolf Barth und seiner Stadtkapelle für dieses großartige musikalische Werk. Mit Recht gespannt sein darf man auf die weiteren „Uraufführungen“ der „Sinfonia Festiva“ mit Feuerwerk und im Konzertsaal, bei denen man sicherlich wieder ganz neue Aspekte dieser Sinfonie entdecken wird.
Die „Sinfonia Festiva“ von Rudolf Barth wird im Jubiläumsjahr noch mehrmals zu hören sein: Die zweite Aufführung mit Feuerwerk ist am Samstag, 12. Juli, auf dem Arena- Gelände (Ausweichtermin: Freitag, 18. Juli), Beginn um 20 Uhr. Zur Einweihung der Hans-Sorg-Halle am Samstag, 27. September, erklingt die Ouvertüre der „Sinfonia Festiva“ als eine musikalische „Weihe des Hauses“. Zum Ausklang des Jubiläumsjahrs findet eine weitere Aufführung statt, sozusagen die Konzertfassung, am Vorabend des 3. Advent, am Samstag, 13. Dezember, in der neuen Festhalle. (hofi)
Geisingen - Stadtmusikdirektor Rudolf Barth schreibt Sinfonie. Uraufführung mit Feuerwerk bei Sonnwendfeier.
In diesem Jahr feiert die Stadt Geisingen ihr 1250jähriges Stadtjubiläum. Es war von Anfang an der große Wunsch von Bürgermeister Walter Hengstler und des Gemeinderats, dass die Musik in den Festaktivitäten eine zentrale Rolle spielen müsse. Schon „etwas ganz Besonderes“ solle es sein, wie es für eine Stadt in der Größenordnung Geisingens nicht selbstverständlich sei, wie Walter Hengstler betonte. In Stadtmusikdirektor Rudolf Barth, der die Stadtmusik seit 1999 leitet und in dieser Zeit diese zum Spitzenblasorchester der Region gemacht hat, fand er die geeignete Musikerpersönlichkeit, der dieses Besondere schaffen konnte. Mit Begeisterung und Engagement nahm sich Barth dieser Aufgabe an, obschon er sich eigentlich gar nicht als Komponist fühlt, hat er in der Vergangenheit es schon mehrfach verstanden, Geschichten und eigene Erfahrungen in eine musikalische Sprache umzusetzen, wie zum Beispiel 2006, als er, beauftragt von Markus Uhrig, die Geschichte und Bedeutung der vier Glocken der Geisinger Kirche für das Leben der Bürger in seinem Stück „Campanile“ musikalisch erzählte, oder wie er seine Reiseerlebnisse in Australien in seinem musikalischen Reisetagebuch 2009 zu seinem zehnjährigen Dirigentenjubiläum in Töne umsetzte.
So entstand jetzt die große „Sinfonia Festiva“, in der viel von der Geisinger Geschichte, der kulturellen Vielfalt, wie die Bedeutung der Fasnet, oder die Gegenwart zu spüren ist. Der erste Satz mit der gewichtigen Ouvertüre – deutlich ist das Vorbild etwa von Beethovens „Die Weihe des Hauses“ zu erleben – spiegelt die große Vorfreude auf die neue Festhalle mit dem Hans-Sorg-Saal wider. Man feiert den Abschied während der Fasnet, erlebt, wenn der traditionelle Narrenmarsch in Moll ertönt, das Niederreißen des alten Gemäuers, aber auch im schnelleren Tempo die großen Erwartungen der Menschen in die neue Halle. Der zweite Satz – „Wartenberg“ ist der sagenhaften Geschichte mit dem „Brautraub zu Gutmadingen“ gewidmet. Die Vertonung dieser alten Sage enthält die ganze Palette von Empfindungen: es geht fröhlich zu (Polka-Klänge bei der Hochzeit), dramatische Szenen (Erstürmung der Burg durch die Bauern) führen zur traurigen Stimmung, wenn dann die verschwundene Braut in mondhellen Nächten ihre traurige Stimme hören lässt.
Im dritten Satz „Scherzo carneval (Arena)“ beherrscht in einem turbulenten Spiegelrondo wieder die Fasnet mit dem Narrenmarsch im Dreiertakt die Musik. Ein furioses Finale dann mit dem „Allegro con fuoco (Feuerwerk)“, eine echte Feuerwerksmusik, bei der Rudolf Barth in erster Linie auch an die Musiker und Musikerinnen der Stadtmusik gedacht hat. Bei der Aufführung auf dem Außengelände der Arena Geisingen folgt auf den ersten Teil des echten Feuerwerks eine etwas nachdenkliche, die Eindrücke des Feuerwerks betrachtende musikalische Einleitung, sodann folgt als schneller Höhepunkt und Ausklang der zweite Teil des Feuerwerks, der synchron mit der Musik ablaufen soll, das heißt mit dem letzten Ton wird auch die letzte Rakete ihren Zauber entfalten. Die Begeisterung, mit der Rudolf Barth im SÜDKURIER-Gespräch von seiner Komposition erzählt, wirkt ansteckend, betont er doch immer wieder, dass es für ihn äußerst wichtig ist, dass sich die Geisinger in der Musik wieder erkennen sollen. Und gar erst seine Musiker werden voll einbezogen, sie werden richtig gefordert, doch sie sollen sich mit der Musik identifizieren können. Eines ist sicher: mit den Aufführungen der „Sinfonia Festiva“ gibt es echte Höhepunkte des Geisinger Stadtjubiläums.
Die Uraufführung der „Sinfonia festiva“ von Rudolf Barth findet statt zur Sonnwendfeier auf dem Wartenberg am Samstag, 21. Juni (Ausweichtermin: 27. Juni). Die zweite Aufführung mit Feuerwerk ist am 12. Juli auf dem Areal der Arena Geisingen im Freizeitgelände Danuterra. Der Ausweichtermin ist am 18. Juli. Zur Einweihung der Hans Sorg-Halle am 27. September erklingt die Ouvertüre der Sinfonia Festiva. Zum Ausklang des Jubiläumsjahrs findet eine weitere Aufführung am Vorabend des 3. Advent, am Samstag, 13. Dezember, in der neuen Geisinger Festhalle statt. (hofi)
Am Ende eines in mancherlei Hinsicht denkwürdigen „Konzerts in der Kirche“ dankte
Stadtmusikdirektor Rudolf Barth seiner Stadtmusik dafür, dass sie bereit war, „eine so verrückte Sache“ mitzumachen. „Verrückt“ ist es schon, eine so gewaltige Musik, quasi ein jugendlicher
Geniestreich des 26-jährigen Komponisten Hector Berlioz, die „Symphonie fantastique“, in einer Transkription für Blasorchester von Tohru Takahashi aus dem Jahre 2011 am dritten Advent in der
Stadtkirche St. Nikolaus aufzuführen, mit einer „höllischen Orgie“ als spektakuläres Finale. Die Programmauswahl und der Ort und Zeitpunkt bedürfen wohl einer ganz speziellen Kritik. Doch in
dieser Konzertbesprechung sollte diese zurücktreten zugunsten der Beurteilung der Leistung der Stadtmusik mit ihrem Dirigenten Rudolf Barth an der Spitze, denn der Stadtmusik gelang ein
meisterhafter Auftritt, mit dem sie auch an das Limit ihrer Leistungsfähigkeit stieß, aber dieses Limit ist sehr hoch gesteckt. Mit diesem Konzert setzte sie am Ende des Jahres den kulturellen
Höhepunkt, wie ihn Bürgermeister Walter Hengstler in seiner Begrüßung versprochen hatte. Auf jeden Fall wurde an diesem dritten Advent zum wiederholten Male hörbar, dass man es mit dem wohl
besten Blasorchester der Region zu tun hatte, das wie selbstverständlich beim letzten Verbandswettbewerb in Ehingen die Höchstpunktzahl (96) und damit den ersten Platz erspielt
hatte.
Die Anforderungen der „Phantastischen Sinfonie“ waren in der Tat gewaltig. Ein älterer und wohl
auch erfahrener Musiker hatte bekannt, dass das wohl das Schwerste war, was er jemals einstudieren musste. Das über einstündige Werk erforderte von jedem Register, ja von jedem einzelnen Musiker
ein Höchstmaß an Konzentration. Für die meisten Musiker bedeutete dies praktisch, einen Marathonlauf hinzulegen, wo man doch normalerweise kurz- oder höchstens Mittelstreckenläufe zu absolvieren
hat. Diese große Herausforderung bestand die Geisinger Stadtmusik mit Bravour. Rudolf Barth war ein souveräner Leiter, der präzise Einsätze gab und das Blasorchester immer wieder zu
Höchstleistungen anspornte und sein Orchester immer im Griff hatte. Hervorragend die mehr ruhigen Passagen, in denen die Flöten, Oboen, Klarinetten und Fagotte wunderschöne Klänge hinzauberten,
sehr schön klingend vor allem auch das Duett Oboe/Englischhorn zu Beginn des dritten Satzes in der Szene auf dem Land. Bezaubernd auch die phantastischen Harfenklänge, wenn sie solistisch
erklingen konnten. Doch diese idyllischen Passagen mit teilweise sehr pastoralem Charakter dauerten nicht allzu lange an, denn leider zwang die Partitur vor allem das tiefe Blech immer wieder
dazu, mit aller Gewalt dazwischen zu fahren und mit enormer Lautstärke den Gesamtklang zu dominieren. Auch die Walzerklänge in der Ballszene konnten sich kaum richtig entfalten. Allzu
holzschnittartig wirkten da die Klänge im Dreivierteltakt. Es fehlten hier zur Balance und zum Kontrast die Streicher. Und so geriet auch der infernalische Schluss zum dröhnenden Klangspektakel,
das wohl die Akustik des Kirchenraums sprengte.
Aufatmen konnte man zwischendurch per Zufall durch das harmonische himmlische Sieben-Uhr-Läuten
als Kontrast zur düsteren Totenglocke der Musik. Dennoch waren die Zuhörer in der voll besetzten Stadtkirche zu Recht hingerissen von der Darbietung ihrer Stadtmusik und spendeten stehend
begeisterten Applaus.
Ebenso emotional wie auch ausdrucksstark stellten Barth und seine Bläser und Trommler bei dem Titel „Shirim“ gleich zu Beginn eine Sammlung traditioneller Lieder dieser Gattung vor. Mit der Besetzung der ganzen Bandbreite an Holzblasinstrumenten, von der Es- bis zur Bass-Klarinette, von der Oboe bis zum Kontrafagott und der Kombination der einzigartigen Akustik des Altarraums entstand ein einmaliges Klangerlebnis.
Barth selbst moderierte und gab dem Publikum die wichtigen Informationen, zunächst mit einem Vergleich, mit auf den Weg: „Die ersten zwei Sätze eines Romans sind die schwierigsten. Sie entscheiden darüber, ob der Leser gespannt weiterliest oder das Buch zur Seite legt. Manchmal möchten wir zum Einstieg schocken, heute aber haben wir Sie sanft abgeholt“, erklärte er die Dramaturgie bei den Auswahlstücken. Auch bei der folgenden „Klezmer-Suite“ beherrschte das harmonische Moll weiter die Akkorde, ungerade und gerade Taktarten wechselten sich ab und sorgten für eine angenehme Spannung.
Mit den „Dybbuk Variations“ sahen sich die Musiker in der Gegenwart angelangt. „Bei diesem Werk wolle der Komponist die Naturen von Geistern beschreiben“, Barth würde es zeitgemäß lieber als schizophren erklären. Und er ergänzte dies mit einem Hinweis einer Zuhörerin vom Vorabend: „Wenn ich die Inhalte nicht erklärt hätte, wäre es schrecklich gewesen.“ Mit viel Dynamik und Artikulation gelang ein einmaliger Vortrag. Von Barth als „Versöhnungsvorschlag“ angepriesen, entwickelte sich das Solo von Edgar Friedrich mit seinem Altsaxofon mit dem Titel „Kol Nidrei“ zum absoluten Highlight des Abends.
Zunächst sehr emotional, später filigran, zog der Solist die Zuhörer mit einer sensationellen Leistung bis hin zum letzten Ton in den Bann. Dafür erhielt er reichlich Applaus, auch von den Kollegen auf der Bühne.
„Die ‚Yiddish Dances' sind eine Zusammenfassung von allem dem, was sie bisher gehört haben“, kündigte der Dirigent mit seinem pointierten Humor den aufmerksamen Gästen den Schluss an. Durch die hohe Instrumentationskunst des Arrangeurs bestimmten phasenweise die Es-Klarinette mit den Posaunen die Melodie, es erklangen nicht nur Harfe und Kontrabass, sondern auch Exoten wie Gong und Röhren und die Tuben erhielten Schalldämpfer.
Langer, heftiger Applaus führte zu zwei Zugaben. Die glücklich strahlenden Gesichter der Musiker gaben die Zufriedenheit über die wirklich tollen Darbietungen wieder.
Stadtmusik Geisingen lässt Meersburgern den Vortritt und zieht somit den Kürzeren
Es hätte so stimmungsvoll sein können. Ein Open-Air-Konzert der Stadtkapelle Meersburg zusammen mit der Stadtmusik Geisingen im stilvollen Reithof wäre ein Höhepunkt im Laufe der diesjährigen Konzertsaison geworden. Wenn, ja wenn am Samstagabend nicht das heftige Gewitter dem Vergnügen ein jähes Ende bereitet hätte. Ein sehr zahlreiches Publikum hatte sich an diesem lauen Abend gespannt eingefunden, um mit einem Glas Wein – der Elternbeirat der Knabenmusik bewirtete – den Gästen und den Meersburger Musikern bei einem Konzert auf höchstem Niveau zuzuhören. Der Bürgermeister von Geisingen, Walter Hengstler, war extra angereist und auch Stadtmusikdirektor Szabolcs Galanthay wollte dieser Kapelle zuhören, der ein exzellenter Ruf vorausging. Das Geisinger Blasorchester wurde 1822 gegründet und hat rund 60 Musiker in seinen Reihen. Wertungsspiele und Erfolge bei Musikwettbewerben zeigen die hohe Qualität des Orchesters. Die Gäste von der Baar mit ihrem Dirigenten Rudolf Barth hatten ein tolles Programm vorbereitet, das auf den heiteren Sommerabend abgestimmt war mit ABBA-Songs, Italo Oldies, aber auch konzertanter Blasmusik wie der Aladdin Suite. Den Anfang machte jedoch die Stadtkapelle Meersburg mit ihrer Dirigentin Marianne Halder. Wie Ansager Ulrich Dreher betonte, wollten die Geisinger auf eigenen Wunsch den zweiten Teil bestreiten. Auch Marianne Halder hatte ein anspruchsvolles Programm zusammengestellt. Nach einem Konzertmarsch zu Beginn setzte der Komponist Alfred Reed mit „The Hounds of Spring“ Jugendliebe und jugendliches Feuer in Noten um. Ein typischer bulgarischer Volkstanz folgte und Simon Lemke mit seiner Trompete brachte mit dem Solo Bossa einen ersten groovigen Höhepunkt. Die Stadtkapelle ließ noch einen Programmpunkt aus, weil sich schon bedrohlich wirkende Wolken aufgebaut hatten. Dennoch waren es die Meersburger, die das Finale mit dem Lord of the Dance und seinen Steppakkorden spielten. Der große Regen setzte ein und das Konzert wurde schweren Herzens abgebrochen.
Es war für alle Akteure, seien es die stattlichen 750 Zuhörer oder die insgesamt 85 Musiker, und hier das Jugendblasorchester der Stadtmusik ein besonderes Ereignis, das Galakonzert am Dienstagabend in der Arena Geisingen. Das Jugendblasorchester hatte das Galakonzert mit dem Luftwaffenmusikkorps aus Karlsruhe beim Wettbewerb BW-musix vor zwei Jahren gewonnen. Bild/Autor: Haug
Nach einer Musikprobe der Stadtmusik testete Stadtmusik Rudolf Barth die Akustik der Arena. Diese erwies sich als gut, und die überdachte, in ihrer Art europaweit einzigartige Inlinearena wurde von Geschäftsführerin Sabine Uhrig für die Veranstaltung zur Verfügung gestellt, wofür ihr Bürgermeister Walter Hengstler, der auch Vorsitzender der Stadtmusik ist, zu Beginn dankte. Im südlichen Teil der Arena, die rund 3000 Besucher fasst, wurde die Bühne aufgebaut und die Halle abgeteilt. Schon am Montag waren die Mitglieder des JBO in Karlsruhe beim Workshop, hier wurde gemeinsam musiziert, sei es mit beiden Orchestern oder auch Registern. Dann der große Tag in Geisingen, mitten unter der Woche. Wann spielt schon einmal das Luftwaffenmusikkorps in Geisingen? Dies ließen sich viele Musikfreunde aus der ganzen Region nicht entgehen. Rund 750 Zuhörer warteten in den fünf Zuschauerblöcken im südlichen Bereich auf die Akteure. Wie es sich für ein Militärorchester gehört, begannen sie mit einem Militärmarsch, dem „Hoch Heidecksburg“ von Rudolf Herzer. Zuvor ging Bürgermeister Walter Hengstler auf den Grund dieses einmaligen Galakonzertes ein. Unter der Leitung von Major Martin Wehn bestritt das Luftwaffenmusikkorps den ersten Teil, nach dem Marsch mit symphonischer Blasmusik, dem „Danse Folâtre“ von Claude T. Smith, einem lebendigen Stück, bei dem die einzelnen Register gefordert wurden, insbesondere konnte hier das Schlagwerk seine Vielfalt zeigen, dann zeigte sich auch bei den Solos und Kadenzen die Eignung der Arena für solche Konzerte. Ein weiterer Marsch folgte, der Krönungsmarsch „Crown Imperial“, der anlässlich der Krönung des englischen Königs George VI komponiert wurde und im letzten Jahr bei der Hochzeit von William mit seiner Kate wieder gespielt wurde, sowie der Klassiker anspruchsvoller und symphonischer Blasmusik, die „Ouvertüre zur Oper Wilhelm Tell“ von G. Rossini. Nach dem klanglichen Erlebnis der Musiker aus Karlsruhe wurde das Orchester auf rund 85 „aufgestockt“. Gemeinsam musizierten nun Jugendblasorchester und das Musikkorps unter abwechselnder Leitung von Major Martin Wehn und Stadtmusikdirektor Rudolf Barth. Mit der dreiteiligen Suite „Where eagles soar“ von Stefen Reineke und dem Stück „Where the river flows“ von James Swearingen begann der gemeinsame Auftritt. Jazzig-fetzig ging es dann für die Trompeter beider Orchester mit dem „Rockin trumpets“ von Philipp Sparke zur Sache, mit „The Lion King“ von Elton John mit dem großen Sound im Big-Band-Stil spielten sich die Akteure noch mehr in die Herzen der Besucher, ehe es mit „Abba magic“ fetzig in den Bereich der Unterhaltungsmusik überging, dem als Zugabe noch der „Root Beer Rag“ mit dem stimmgewaltigen Solo des gesamten Saxophonregisters gespielt wurde. Nach standing ovations der begeisterten Zuhörer verabschiedete sich das JBO von seinen Konzertpartnern, die dann die Heimfahrt nach Karlsruhe antraten.
„Halle ade!“ – Was für ein denkwürdiger Abschied der Geisinger Stadtmusik von der alten Festhalle mit ihrem Jahreskonzert 2012 in der vollbesetzten Halle am Samstagabend. Es war eine Mischung aus Wehmut und Freude über das Kommende, wie Bürgermeister Walter Hengstler in seiner Begrüßung ankündigte.
Der als Dekoration aufgehängte Bauzaun mit ein paar Schaufeln garniert konnte das ganz gut ausdrücken. Zur Ausgestaltung dieser Vorfreude hatte man alte Freunde eingeladen, den Musikverein Riegel am Kaiserstuhl, der mit viel Schwung und hohem musikalischem Können den ersten Teil des Jahreskonzerts gestaltete. Und die Kaiserstühler legten mit ihrer Dirigentin Katja Wössner gleich richtig los: mit „Ben Hur“ einer höchst dramatischen Einführung in eine glanzvolle, pompöse Welt der römischen Imperatoren, aber auch in eine stillere, besonnene Welt der verfolgten ersten Christen. Die Riegeler Musiker zeigten schon hier unter dem energischen und präzisen Dirigat Katja Weißers ihre vielfachen musikalischen Qualitäten. Selbst bei der musikalisch ausgedrückten Angst vor dem Ausbruch des Kaiserstuhls in „Volcano“ – das reinste ‚Chaos pur' – blieb man rhythmisch exakt, genauso wie in Billy Joels „Root Beer Rag“, arrangiert von einem Sohn der Baar, Michael Jerg: ein wahrhaft fetziges Stück, das die Zuhörer regelrecht mitriss. Nach der Pause schlug dann die Stunde der Stadtmusik Geisingen. Man erlebte die Stadtmusik wieder einmal in Höchstform. Sie ist weit mehr als eine Blasmusikformation, sie hat in überzeugender Weise schon sinfonischen Charakter angenommen. Der befrackte Stadtmusikdirektor Rudolf Barth ist ein Dirigent, der inspiriert, anfeuert, präzise Einsätze gibt, der die Musik vorlebt und mitreißt. Und so diese Stadtmusik zu einem der besten Ensembles der gesamten Region geformt hat. Hier stimmt alles: ein extrem großes Register der Klarinetten, die vielen Flöten und Holzblasinstrumente wie Oboen und Fagotte tragen sehr viel zum wunderbaren sinfonischen Klangbild bei, bei dem sich die klassischen Blasorchesterinstrumente wie Trompeten, Posaunen und ein sehr reiches Schlagwerk harmonisch einfügen. Beim Spiel der fünf Hörner geht dem Zuhörer das Herz auf. Die einzelnen Stücke werden zum Erlebnis: „Pomp and Circumstance“ des wohl englischsten Komponisten Edward Elgar wird mit einer sagenhaften rhythmischen Präzision und wunderbaren Farbigkeit – vor allem die Hymne „Land of hope and glory“ – geradezu zelebriert. Zum herausragenden Höhepunkt wird jedoch die 3. Sinfonie („Die Slawische“) des russischen Komponisten Boris Kozhevnikov, geschrieben für Blasorchester, das Pflichtstück für das Wertungsspiel in zwei Wochen in Hausen vor Wald. Hier hat Rudolf Barth wirklich ganze Arbeit geleistet. Alle sinfonischen Möglichkeiten werden präzise, rhythmisch sauber, in einem grandiosen Orchesterklang ausgeschöpft. Die tänzerischen Elemente und die mehr leisen Passagen werden klangschön und schwungvoll zugleich musiziert. Die Stadtkapelle ist also bestens gerüstet. Die wehmütigen und die erwartungsvollen Schlusspunkte setzten dann der singende Hausmeister Bruno Caprino mit seinen Italo Oldies, das elegische „Somewhere over the rainbow“ und (natürlich!) der Traditionsmarsch „Gruß an die Baar“. So konnte man am Ende dieses historischen und einmaligen Konzertabends mit Loriot feststellen: „Man (Publikum und Kritiker) war begeistert!“
Geisingen – Lange anhaltender, donnernder Applaus, stehende Ovationen und ein prächtiges Blumengebinde für den Dirigenten, Stadtmusikdirektor Rudolf Barth – bester Beweis, dass das Kirchenkonzert der Stadtmusik Geisingen am Sonntagabend in der ausverkauften Stadtkirche St. Nikolaus auf wieder einmal höchstem musikalischen Niveau nur begeisterte Zuhörer gefunden hatte.Und dabei hatte der Stadtmusikdirektor, der mit kurzen, prägnanten Erklärungen die jeweiligen Titel interpretierte, nach den Beifallsstürmen zum Konzertende sogar noch eine Premiere zu verkünden.
Nach inzwischen zwölf oder 13 Kirchenkonzerten habe das Orchester am heutigen Abend zum ersten Mal sogar zwei Zugaben geben müssen. Ein Wunsch, dem man mit Sergei Rachmaninows „Italienischer Polka“ aber auch gerne nachgekommen war. Musikalisch stand das Kirchenkonzert vor der prächtigen Altarkulisse der St.-Nikolaus-Kirche ganz unter dem Motto „Musik aus dem Norden“. Dabei beseelt jedoch auch von der Sehnsucht vieler nordländischer Komponisten, mit der musikalischen Wahl gerade südlicher Themen einen Ausgleich zur langen Dunkelheit während des nordischen Winters zu finden, wie der Stadtmusikdirektor dazu erläuterte. Dies wurde besonders deutlich in Carl Nielsens „Aladdin Suite“ in einem Arrangement von Johan de Meij in drei Sätzen. Beginnend mit dem Orientalischen Festmarsch, dessen Mollfarben das Zeremoniell-Märchenhafte des Orients besonders unterstrichen, folgte „Aladdins Traum“ und „Tanz des Morgennebels“. Den zunehmend ausgelassenen, energiegeladenen Abschluss bildet der afrikanische Tanz. Begonnen hatte das Konzert jedoch mit Edvard Griegs Trauermusik aus dem Melodrama „Bergliot“. Düsterer und unheilverkündend, unter anschwellendem Dröhnen der Schlagwerke, entwickelte sich das schwermütige und dynamisch weit gespannte Musikstück bis hin zur sukzessive im Nichts des Pianissimo verlaufenden Endpassage. In fröhlichem Kontrast dazu stand die „Polnische Weihnachtsmusik“ von Johan de Meij. Dabei waren die feierlichen Untertöne nicht zu verkennen, jedoch immer wieder mit volkstümlichen, ja geradezu leichten tänzerischen Elementen untermalt, dies machte die Faszination des Stückes aus. Richtig unter die Haut ging die feierliche Inszenierung des letzten Parts im Zusammenspiel mit Orchester und einer immer mächtiger werdenden, zuletzt dominierenden Orgel. Eine stetig triste, schwermütige Grundstimmung bestimmte den „Valse triste“, eine der berühmtesten Werke von Jean Sibelius, in dem die Totenwache des Sohnes am Totenbett seiner Mutter erzählt wird. Und auch in den eigentlich lebensfrohen Walzerklängen blieb der triste Grundtenor, bei dem stets das tiefe Blech mit den Hörnern dominierte, unterschwellig erhalten. Das Hauptwerk des Programms bildet die dritte oder auch slawische Sinfonie in F-Dur des im Westen nahezu unbekannten russischen Komponisten Boris Kozhevnikov, die sich in der Thematik stark an das russische Volksliedgut anlehnt. Das Allegro strahlte trotz der schwermütigen Tonart f-Moll überschäumende Lebensfreude aus, gefolgt von einem lieblichen Walzer im zweiten Satz in der verwandten Tonart Des-Dur. Die Haupttonart F-Dur bestimmte das Scherzo mit einem schnellen Tempo, bei dem die „Piccolo“ dominierte und von den Ausführenden große Finger- und Zungenfertigkeit auf ihren Instrumenten abverlangte. Im abschließenden Moderato wurden die verschiedenen Themen der vorangegangenen Sätze nochmals aufgenommen, um die ganze Sinfonie als Einheit abzurunden. Ein brillantes Werk, welches das ganze Orchester forderte.
Geisinger Jugendblasorchester stellt sich erfolgreich Wettbewerb in Liechtenstein Erneut hat sich das Jugendblasorchester der Stadt Geisingen bei einem internationalen Wettbewerb den Wertungsrichtern gestellt. In Balzers in Liechtenstein nahm das Orchester am Verbandsmusikfest und Wertungsspiel in der Oberstufe teil.
Geisingen (ph) Das Jugendblasorchester (JBO) der Stadt Geisingen kann wie die Stadtmusik einen weiteren internationalen Erfolg für sich verbuchen. Das Orchester nahm am 63. Liechtensteiner Verbandsmusikfest teil, das in der Gemeinde Balzers stattfand. Die 35 Musiker mit ihrem Dirigenten Stadtmusikdirektor Rudolf Barth stellten sich der international besetzten Jury als einziges Jugendorchester überhaupt und in der zweiten Klasse der Oberstufe. Juroren waren Tony Kurmann aus der Schweiz, Thomas Ludescher aus Vorarlberg, Hermann Pallhuber aus Tirol und Alexander Veit aus Südtirol. Das JBO spielte „eine kleine Yiddische Ragmusik“ von Adam Gorb und „Alcazar“ von Llano. Beide Stücke spielte das Orchester schon beim Frühjahrskonzert. Die Juroren hingen die Messlatte sehr hoch, was auch Verbandspräsident Anton Gerner betonte. Acht Kapellen nahmen am Wertungsspiel teil, sie erhielten zwischen 74 und 92 Punkte. Das Jugendblasorchester erhielt 85 Punkte und ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Grund zur Freude und damit auch zum feiern. Das Jugendblasorchester erlebte zwei schöne Tage in Liechtenstein, neben dem Wertungsspiel nahm man am Festumzug teil und besuchte das 1600 Meter hoch gelegene Malbun. Beeindruckend waren auch die perfekte Organisation und die Gastfreundschaft.
Geisingen – Jährlich den musikalischen Leistungsstand einem unabhängigen Gremium vorzustellen, ist bei der Stadtmusik Geisingen seit einem Jahrzehnt Bestandteil des Jahresprogramms, ja unter Stadtmusikdirektor Rudolf Barth gar eine Herausforderung. Im letzten Jahr in Überlingen, in diesem Jahr verbunden mit einem Ausflug in Italien in Bertiolo, einer Stadt neben Udine.
In Bertiolo findet das Festival „Associazione Culturale Musicale“ statt, für das man sich bewerben muss. Geisingen erhielt eine Zusage und so fuhren die 57 Musiker, fast die komplette Stadtmusik, nach Italien. Ein Doppeldeckerbus und Anhänger voll beladen, startete in Geisingen und kam nach über zwölfeinhalb Stunden in Udine an. Hier übernachteten die Musiker. Schon am ersten Abend hieß es eine Musikprobe abzuhalten, der Abend stand zur freien Gestaltung zur Verfügung. Auch der zweite Tag hatte ein ähnliches Programm, eine Generalprobe, dann Aufenthalt am Mittelmeer in Grado. Am dritten Tag wurde es ernst, Abfahrt nach Bertiolo, Schlagzeug aufbauen und eine erneute Probe, ehe es dann zum Wettbewerb ging. In der Höchststufe stellte sich die Stadtmusik einer internationalen Jury, die bei solchen Wettbewerben die Messlatte sehr hoch ansetzt. Mit der „Ouverture to Vox Stellarum“ von Wong Kah Chun als Pflichtstück, der „Fanfare for a Golden Sky“ von S. Boerma sowie „From the Eye of the Storm“ von A. Shabazz, alles Stücke, die beim Frühjahrskonzert aufgeführt wurden, gaben die Musiker unter der Leitung von Stadtmusikdirektor Rudolf Barth ihr Bestes. Die Juroren kamen aus Niederlanden, Belgien, Italien und Portugal. Man war gespannt auf das Ergebnis und war auch damit zufrieden. Mit der fünfthöchsten Punktzahl aller 18 teilnehmenden Orchester, genau 85,5 Punkte, bei den sehr strengen Bewertungskriterien sind sowohl die Musiker als auch Rudolf Barth zufrieden. In der Höchststufe erreichte man den vierten Platz der Orchester, die aus Slowenien, Italien und Deutschland kamen. Den Sieg holte sich ein Hochschulorchester aus Italien. Das Abschneiden wurde natürlich gefeiert, ehe dann am vierten Tag wieder die Koffer gepackt und die vielen Instrumente verstaut werden mussten. Danach hieß es Abschied nehmen und nach einer zehnstündigen Fahrt wurde Geisingen erreicht. Alle Musiker waren begeistert von der Reise, für die es galt, sich musikalisch vorzubereiten, die aber auch die Kameradschaft vertiefte. Die Stadtmusik hat mit dieser erneuten Bewertung vor einer internationalen Jury mit sehr hohen Anforderungen wieder einmal mehr ihren Leistungsstand unter Beweis gestellt.
Südkurier, 26.04.2010
Geisingen – Traditionsgemäß startete auch dieses Jahreskonzert der Geisinger Stadtmusik mit dem Auftritt des Jugendblasorchesters. Sie füllten die Bühne der Festhalle Geisingen gut aus, sowohl optisch als auch klanglich.
Stadtmusikdirektor Rudolf Barth versteht es herausragend, die musikalische Jugend auf den Punkt genau zu Höchstleistungen anzuspornen. Da geht es gleich schwungvoll los mit spanischem Temperament. Da werden die Unterschiede zwischen feurigen Rhythmen und melancholischen Soli fein herausgespielt. Das Tutti findet zu grandioser Einheit, Virtuosität macht eben so wenig Mühe wie klangvolle Melodik. Das können die Jungmusiker auch in der „kleinen Yiddischen Ragmusik“ eindrucksvoll beweisen: Der Ragtimerhythmus swingt, die volkstümliche Melodie gleitet durch alle Instrumentengruppen und wird einfühlsam interpretiert. Jazzig fetzig spielen die sechs Trompeterinnen und Trompeter stehend ihre „Rockin' Trumpets“, das übrige Orchester begleitet stimmig. Bezeichnend für Barths Arbeit ist, dass die jungen Talente sich auch solistisch beweisen dürfen. So erklingt das „Concerto for Drum Set and Concert Band“ gleich zweimal. Zunächst spielt Jonas Becker den virtuosen Solopart. Er beeindruckt durch Souveränität, differenzierte Dynamik und ein viel bejubeltes Solo. Dann hört man das gleiche Konzert mit David Haug am Drum Set. Es wird noch schneller gespielt, im Jazzwalzer akzentuiert der junge Solist sehr eigenwillig, und auch im Solo betont er seine Individualität. Das Publikum ist wieder hörbar begeistert. Einmal mehr beweist das Jugendblasorchester seine Flexibilität, seine große Bandbreite und überträgt seine spürbare Musizierfreude unmittelbar auf die Zuhörer in der voll besetzten Festhalle. Nach der Pause folgt die heiter bis sehr stürmische Musikreise der Stadtmusik. Das Aprilwetter beginnt mit einer kraftvollen Fanfare, heftig schallt das Blech, donnernd agiert das Schlagwerk, es tost und braust allerorten. Den jeweiligen Wetterbericht verliest Georg Maier. Bei der Polka „Unter Donner und Blitz“ von Johann Strauss dürfen zwei Schlagzeuger mit großer Trommel und Becken vor der Bühne spielen – da erlebt man Blitz und Donner hautnah. Wie vielseitig begabt die Musiker sind, beweist der Schlagzeuger Holger Steffen eindrucksvoll in „Over the Rainbow“. Er braucht dafür kein anderes Instrument als seine Baritonstimme, und die setzt er – auswendig singend – klangvoll ein. Der verheerende Orkan Katrina vom August 2005 wurde von Ayatey Shabazz, der die Katastrophe hautnah miterlebte, musikalisch verarbeitet. Da werden die Musiker unglaublich gefordert, und auch die Zuhörer können sich der Gewalt dieses in Musik ausgedrückten Hurricans nicht entziehen. Chaos, Dissonanzen bis an die Grenzen des Erträglichen, dazwischen die Klage um die Opfer, und dann wieder das pure Entsetzen und die sich unglaublich steigernde Heftigkeit, das alles gestalten die Stadtmusiker grandios. Lieblich, tonal, jazzig und vertraut folgt „You are the Sunshine of my Life“ von Stevie Wonder. Sabrina Heger glänzt mit kurzem Flötensolo. Man hört in „Overture to Vox Stellarum“ den Weltraum flimmern, großer Klang entwickelt sich, dazwischen Glissandi durch alle Register – Sternschnuppen lösen sich immer wieder hell. Klanggemälde entstehen und verschimmern. Spanisch heiß geht es her in „Chase the Sun“, der sich allmählich entwickelnde Rhythmus reißt alle mit. Und am Ende bleibt das Wetter schön in „On the Sunny Side of the Street“. Natürlich lassen die äußerst begeisterten Zuhörer die Stadtmusiker und ihren souveränen Dirigenten nicht ohne Zugaben gehen – allerdings wird es dann doch nicht noch die sechste Sinfonie von Beethoven – die ja zum Thema durchaus passend gewesen wäre…
RIEGEL. Ein großes musikalisches Ereignis erlebten über 350 Zuhörer am Samstagabend beim Doppelkonzert des Musikvereins Riegel und der Stadtmusik aus Geisingen in der Römerhalle. "Bilder einer Ausstellung" hieß das Motto, es lag deshalb auch nahe, Bilder einer Ausstellung nicht nur musikalisch zu präsentieren, sondern auch Bilder einer Ausstellung zu zeigen.
Die Riegeler Messmer Foundation mit ihrer stellvertretenden Leiterin, Sabine Lenbach, zeigte 20 Exponate mit Landschaftsbildern von André Evard, die sie speziell für das Motto des Abends ausgesucht hatte. "Zum ersten Mal veranstalten wir ein Stuhlkonzert, zum ersten Mal gibt es ein Konzert mit Bildern einer Ausstellung und zum ersten Mal veranstalten wir ein Doppelkonzert", sagte Vorsitzender Hardy Tiemer in seinen Begrüßungsworten. Für die Riegeler Musiker waren es deshalb ein ungewohntes Bild und eine Herausforderung gegenüber den Geisinger Kollegen, die auf der höchsten Leistungsstufe spielen. Die Riegeler Kapelle eröffnete das Konzert unter der Leitung ihrer Dirigentin Katja Wößner mit einer musikalischen Erzählung der Bremer Stadtmusikanten von Hayato Hirose, wobei die Geschichte dazu Lothar Staiblin erzählte. Die zweite und letzte Aufführung der Riegeler Kapelle mit ihren 55 Akteuren war die "Suite from Hymn of the Highlands" mit der heimlichen Hymne Schottlands im letzten Teil, zu der die Messmer Foundation speziell ihre gezeigten Landschaftsbilder ausgesucht hatte. Nach einer Zugabe mit den "Böhmischen Dorfbildern" begab sich dann die Stadtmusik aus Geisingen mit ihrem Schweizer Dirigenten Rudolf Barth auf die vergrößerte Bühne. Eine kleine Abordnung der Stadtmusik aus Geisingen, die "Tännlehau-Musikanten", hatten schon zweimal beim Musikfest in Riegel für beste Stimmung gesorgt. Die 65 Geisinger spielen auf der Höchststufe, der Kategorie fünf. Sie eröffneten ihr Konzert mit der "Dutch Masters Suite" von Johan de Meij, bei der sich der Komponist in den drei Teilen "Die Nachtwacht", "Der Liebesbrief" und "Der Prinzentag" von einigen berühmten Gemälden aus dem Reichsmuseum in Amsterdam inspirieren ließ. Im Mittelpunkt des Abends stand dann die Aufführung der "Bilder einer Ausstellung" mit welcher der berühmte russische Komponist Modest Petrowitsch Mussorgski seinem Freund und Architekten Victor Hartmann ein musikalisches Denkmal gesetzt hatte. Die "Bilder einer Ausstellung" führen in sechs Teilen, gegliedert durch fünf verschiedene Promenaden, wie "Der Gnom", "Das Alte Schloss" die "Tuileries" mit den streitenden Kindern, dem Bydlo, dem polnischen Ochsenkarren, in den ersten vier Teilen, dem reichen und dem armen Juden im fünften Teil und "Die Hütte der Hexe Baba-Yaga" und "Das Große Tor von Kiew" im sechsten und letzten Teil und der fünften Promenade. Diese großartige Aufführung dauerte über eine halbe Stunde und forderte von dem sehr umsichtigen Dirigenten Rudolf Barth und den Musikern allerhöchste Konzentration. Besonders beeindruckten die verschiedenen Soli der einzelnen Register, wobei die Flötenstimmen, die der Oboe und die der Hörner herausragten. Für die Riegeler Kapelle moderierte Daniel Kietz, die Geisinger Musiker kommentierte Rudolf Barth. Verdienten Beifall gab es für beide Kapellen, es war ein schöner musikalischer Abend, es wurden gegenseitig Geschenke für beide Dirigenten und die Kapellen ausgetauscht und eine Stunde nach Mitternacht ging es per Autobus für die Geisinger wieder hinauf an die schwäbische Grenze, wo am nächsten Abend in der Stadtkirche Sankt Nikolaus genau das gleiche Programm auf die Geisinger Musiker beim dortigen Kirchenkonzert wartete.
15.12.2009, Südkurier
Wenn ein ganzes, groß besetztes Orchester dem Dirigenten zum Abschluss ein unerwartetes Ständchen bringt, sagt das ebenso viel über die hervorragende Zusammenarbeit aus, wie ein anspruchsvolles Programm.
So geschehen in der Stadtkirche St. Nikolaus Geisingen am Sonntagabend. Stadtmusikdirektor Rudolf Barth hatte wieder recht ungewöhnliche Werke ausgesucht und seine Musiker damit auf höchstem Niveau gefordert. Kein Wunder, dass seine Stadtmusik immer wieder bestens in Wettbewerben abschneidet. Mit kurzen, prägnanten Erklärungen führte Barth jeweils in die Musikstücke ein – und das trug wie immer dazu bei, noch besser verstehen und zuhören zu können. Mit der „Dutch Masters Suite“ des 1953 geborenen Johan de Meij kamen drei musikalische „Bildbeschreibungen“ zur Aufführung, die durch ihre klangmalerischen Effekte überzeugten. Die Nachtwache (Rembrandt van Rijn) begann düster mit großer Trommel und Gong, dunklen Bläsern und Röhrenglocken und wurde allmählich zu dem klingenden Zug der Nachtwache, zu einem langsamen Marsch. Man konnte es vor Augen sehen, das Bild, so plastisch ließ Rudolf Barth die Stadtmusik Geisingen musizieren. Die prächtigen Steigerungen erinnerten an Filmmusik vom Feinsten. Es folgte Musik zu „Der Liebesbrief“ von Johannes Vermeer, und wie der Komponist auch hier die Farben auszuloten vermag, ist meisterlich. Man konnte sich alles vorstellen, und die Musiker boten meisterliche Klänge, wobei die Harfe die Laute symbolisierte und Beatrix Huber mit klarer Stimme das alte traurige Lied sang. Fantastisch, wie hier Renaissanceklang mit neuen Klangfarben vermischt wurde, intensiv gespielt von der Stadtmusik. Im „Prinzentag“, dem Bild von Jan Steen, bot Meij alles auf, was an eine Kneipe, in der es deftig hergeht, erinnert. Mit lautem Reden, durcheinander und immer wieder von kleinen Musikgruppen untermalt, steigerte sich die Szene zu lautem Gesang, zunächst alles ohne Dirigenten. Er nahm erst später die Leitung wieder auf, um die verschiedenen Klangebenen zu koordinieren – unbeschreiblich, was sich da an Tönen überlagerte, überbot, überflügelte. Die „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgsky sind in der originalen Klavierfassung wohl ebenso bekannt wie in der Orchesterfassung von Maurice Ravel. Die in Geisingen aufgeführte Bearbeitung für Blasorchester von Tohru Takahashi dürfte allgemein unbekannter sein. Aber genial ist sie mit den fein ausgeloteten Möglichkeiten aller Blasinstrumente. Auch hier waren alle Instrumentalisten der Stadtmusik Geisingen hoch gefordert, und sie wurden den Anforderungen in hohem Maße gerecht. Die fünf völlig verschiedenen Promenaden wurden charakteristisch und ausdrucksvoll interpretiert. Das Thema tauchte zunächst in Vibraphon und Röhrenglocken auf und wechselte mit den Flöten, hell und freundlich klang der Beginn. Ganz anders dann der „Gnom“. Lautmalerisch, derb, ungestüm wurde er ausmusiziert, die rasanten, schwierigen Unisonoläufe gelangen überzeugend. Immer wieder überraschten die Klangverbindungen, die in allen Bildern die Stimmungen hervorragend ausleuchteten. So wurde „Das alte Schloss“ mit überzeugender Ruhe über den ostinanten Paukenschlägen ausgespielt, während in den „Tuileries, streitende Kinder“ mit Xylophon, Glockenspiel und Tambourin alles in raschem Accelerando dahinjagte. Der Unterschied von „Bydlo, polnischer Ochsenkarren“ und dem „Ballett der Küken in den Eierschalen“ konnte krasser nicht sein. Man sah es quasi vor sich, wie der Karren sich kaum bewegte, dunkel die Instrumentierung, schwerfällig das Thema, wie aber nach der hell aufleuchtenden Promenade die Küken nur so piepsten und pickten, schnell, hell, flüchtig. Auch die weiteren Bilder wurden klangvoll gestaltet. Alle Musiker konnten nach Kräften beweisen, wie hart sie sich diese großartige Musik erarbeitet hatten. Sie folgten ihrem Dirigenten durch jedes Tempo, sie zeigten sich dynamisch und rhythmisch unglaublich wandelbar und machten das Konzert zu einem weiteren großen Erfolg ihrer beachtlichen Karriere. Das Publikum in der voll besetzten Kirche dankte mit lang anhaltendem Beifall, Rudolf Barth und seine Stadtmusik spielten das Liebeslied aus Mussorgskys Oper „Boris Godunow“ als Zugabe, und dann sangen und spielten die Musiker für ihren Dirigenten und die Zuhörer nochmals aus dem „Prinzentag“ (siehe oben).
14.12.09, Südkurier
Geisingen (ph) Wie schon im letzten Jahr fand für das Kirchenkonzert der Stadtmusik eine Werkeinführung statt. Was denkt sich ein Komponist wenn er ein Musikstück komponiert?
Stadtmusikdirektor Rudolf Barth hatte bei der Werkeinführung am Freitagabend den Besuchern die Werke der Komponisten Johann de Meji und von Mussorgsky nähergebracht. Beide Komponisten beschrieben musikalisch Bilder. Barth beschrieb, was sie sich dabei gedacht haben, als sie Szenen der Bilder musikalisch umgesetzt haben, was den Arrangeur inspirierte, als er Mussorgskys Musik, die für ein Klavier geschrieben wurde, für ein Blasorchester komponierte. Das Konzert am gestrigen Sonntagabend in der Stadtkirche gab weitere Einblicke und war ein weiterer musikalischer Meilenstein der Stadtmusik. Über das Konzert werden wir noch ausführlich berichten.